Wenn sich der Leiter der deutschen Bank vor Gericht auf plötzliche Erinnerungslücken berufen darf, dürfen wir das schon lange:
Es folgt ein stümperhaft zusammengenähter Flickenteppich der Ereignisse in Bayern.
Part 1: Erding.
Wir erwachen in Annaberg-Buchholz, dem grünen Herz Sachsens, durch ein mächtiges Triumphgebrüll aus dem Nebenraum. Julian Z. hat auf dem Frühstücksbuffet eine Packung Kaba-Kakao entdeckt. Nice.
(Sidefact: 1975 beantworteten in Deutschland 96 % der Befragten die Frage „Kennen Sie Kaba?“ mit ja). Am 19.9.2015 beantworteten 96% der Band Von Wegen Lisbeth die Frage „Haben sie einen Kater?“ mit ja. Wir mixen uns jeder einen köstlichen Kakao im Double-Cup und singen dazu McSmooks Welthits „Ballen wie der Kaba-Bär“ und „Kaba zum Barbeque“).
Dieser Tag wird großartig da sind wir uns einig. Dinge, auf die man sich immer verlassen kann:
1. Die BVG erhöht alle paar Jahre ihre Ticket-Preise.
2. Hertha spielt 0:0.
3. Wenn wir nach Bayern reinfahren, werden wir sofort zur Drogenkontrolle rausgewunken.
Die Vorfreude auf Punkt 3 ist enorm, wir haben uns jeder schon lustige Sätze zurechtgelegt, mit denen wir die Herren in grün dieses mal begrüßen wollen. Als wir die bayrische Grenze überqueren, gucken wir alle freudig erregt aus dem Fenster und zählen die Minuten. Nach 7 Minuten wurden wir immer noch nicht rausgeholt. Nach 15 Minuten ist Julian persönlich beleidigt und fährt ein paar Schlangenlinien. Keine Polizei weit und breit. Das fühlt sich an wie damals, erstes Date bei Eis-Henning mit Lena aus der C-Klasse, sie lässt einen einfach sitzen, weil sie lieber mit Steven in „Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster“ geht und man muss den ganzen Banana-Split alleine essen. Wir haben leider keinen Banana-Split im Tourbus.
Wir fahren beim nächsten Rasthof raus und gucken uns fragend an. Was ist bloß aus uns geworden? Sehen wir tatsächlich schon so spießig aus? Sind wir etwa eine BWL-studierende, Doppelhaushälften-bewohnende, katholische CSU-Agitationsmusik-Blaskapelle?
Wir ziehen jeder demonstrativ eine Line Mehl auf der Motorhaube, spritzen uns eine Dosis Apfelsaft in die Halsschlagader und rauchen eine Kaugummi-Zigarette. Keine Polizei, den ganzen Weg bis nach Erding. Bayern, was ist los bei dir?
Wir werden in Erding vom extrem sympathischen Ulli empfangen, machen Soundcheck und beobachten, während wir Nudeln essen, eine Gruppe volltrunkener Männer, die auf einem Bierfahrrad vor dem Fenster vorbei fahren und uns unverständliches Zeug zubrüllen. Wir sind beruhigt. Scheint also doch alles wie immer zu sein in Bayern. Wir haben noch nie zuvor in Erding gespielt, dafür sind erstaunlich viele Menschen da, ein Mädchen ist sogar extra 5 Stunden mit dem Bus aus janzweitdraußen hergefahren, um uns zu hören. Richtig nice! Erding ist cool, wir kommen gerne wieder. Der Backstage ist riesiger Klassenraum mit Leinwand und Beamer. Grober Fehler: Wir haben eine Playstation im Bus. Julian und Julian sind den Rest des Abends nicht mehr ansprechbar. Wir haben irgendwie ein paar Schlafsäcke zu wenig, Matze muss sich mit einem Konjäcken zudecken.
Ab nach München!