Zwischen den Konzerten in Berlin und Hamburg lagen endlose 12 Tage. 12 Tage, die sich anfühlten wie ein ganzer Sommer. Also nicht ein nicer Sommer mit Kaktus-Eis und Spaß und so, eher so ein Harry-Potter-Sommer. Als müssten wir die beste Zeit des Jahres über zurück zu den Dursleys. 12 Tage, die sich anfühlten wie eine aufgezwungene Zwangssperre, als hätten wir während der Berlin-Show nach 18 Minuten ein ganz dummes Foul begangen und eine rote Karte kassiert. 12 Tage, die wir so nervös und hibbelig waren, dass wir zum Runterkommen einen doppelten Espresso brauchten.
Haben jetzt immerhin den Sinn und Zweck von Tantrasex verstanden. Kurz vorm Höhepunkt noch schnell eine zweiwöchige Pause einlegen, macht einen zwar völlig bescheuert, steigert die Lust jedoch ins Unermessliche.
Der Trip in den Norden ist das famose Finale unser allerersten richtigen Tour. Hamburg, Kiel, Bremen.
Das friesische Bermudadreieck, wo regelmäßig aufgesetzte Attitüden und vorgetäuschte Nettigkeiten verschwinden, wo der Mensch sich nicht hinter komischen Fassaden aus Schminke und geheuchelter Höflichkeit versteckt, wo er zurück zu seinen evolutionstechnischen Wurzeln kommt und mit wind- und wettergegerbtem Gesicht hinaus in die steife Briese tritt und voller Überzeugung gegen den Wind ruft:
„Hier kann ich endlich wieder Fisch sein!“
1. Halt: Hamburg.
Ab in den „Kleinen Donner“, wo wir beim Soundcheck ein großes Gewitter veranstalten (Sorry, der musste sein. Wenn man zuviele Witze auf hohem Niveau macht, steigt zwangsläufig auch der Anspruch jedes Mal einen absoluten Brüller rauszuhauen. Um dem entgegenzuwirken, hilft es gelegentlich einen richtig schlechten Joke zu bringen, so einen, über den man nicht mal beim Date mit der hübschen Emilia in der 7. Klasse gelacht hätte. Und das muss schon was heißen, schließlich findet man es da sogar schon total witzig, wenn sie lediglich erzählt, wie sie gestern für die Bio-Klausur gelernt hat. Oder Milch kaufen war. Oder Joggen. Alles definitiv eine 5 minütige Lachpause wert).
Wir treffen die großartigen Boys von Schmidts Kater, mit denen wir zum letzten Mal vor drei Jahren in der Junction Bar gespielt haben. Richtig erwachsen geworden, die Jungs. Können wir von uns nicht gerade behaupten. Doz hat nichtmal ne Jacke mitgenommen.
Ende Oktober in Norddeutschland. Er trägt jetzt immer drei Pullover übereinander und sieht dadurch ein bisschen aus, als ginge er 7 Mal die Woche zu McFit. Nice.
Der kleine Donner ist ziemlich cool und versprüht mit seinem holzvertäfelten Innenleben einen großartigen Sauna-Charme, dem wir uns nicht entziehen können. Das Konzert ist dann tatsächlch ziemlich hot, zum Glück haben wir Handtücher mit auf die Bühne genommen. Hamburg kann einiges! Wir kommen wieder, Digger!