31.07.19
Nachdem in Ludwigsburg City zwei Off-Days anstanden, sehnt sich die gesamte Crew von Herzen nach dem ruhigen Landleben. Die Hektik der Metropole Ludwigsburg mit seinen überfüllten Shopping-Malls, den zahlreichen Weltreise-Touristen und der strenge Dresscode der Stadt zehrte sichtlich an der Reisegruppe. So schleppt sich am Mittwoch kurz vor Sonnenaufgang ein müdes Lisbethrudel zur Frühstücksfütterung im Hotel, um die dreistündige Fahrt nach Isny auf sich zu nehmen. „Erwartet mein Kommen am dritten Tag zu Sonnenaufgang am Hang von Minas Tirith“, hatte Busfahrer Günther gesagt. Doch das ist halt auch schon drei Tage her und ob man sich bei der Anzahl der freien Tage nicht verzählt hat, vermag niemand der Gruppe zu beschwören. Erleichtert atmet die Gang auf, als Günther schließlich erscheint und es sich nicht nehmen lässt, mit dem Reisebus in der engen Straße zu einem kleinen Begrüßungs-Wheelie anzusetzen. Da soll uns nochmal jemand an der Ampel zu einem Race provozieren!
Nach einem kurzen, traumlosen Schlaf im Bus erwacht die Gruppe schließlich im wunderschönen Isny mitten zwischen Berggipfeln, endlosen Ebenen und Bergseen. Hat man wirklich nur drei Stunden geschlafen? Oder waren es gar Wochen? So fern scheint der Trubel der Stadt hier, wo man sich nur von Blütennektar, regionalen Käselaiben und Liebe ernährt. Die Menschen an diesem unwirklichen Ort strotzen vor Freundlichkeit, ein beispielhafter Dialog sieht folgendermaßen aus:
„Danke für den leckeren Käse!“
„Ich danke dir! Kann ich dir noch bei etwas helfen?“
„Danke für das Angebot, ich bin so wunschlos glücklich, ob deiner Freundlichkeit.“
„Danke, dass du dich für das Angebot bedankst.“
Man versucht sich also in Dankes-Tiraden gegenseitig zu übertrumpfen und fühlt sich ein wenig wie verliebte Pärchen, die sich nicht entscheiden können, wer von beiden auflegt. So ein Glücksgefühl muss Alexander Marcus auf seinem Flug in die Mongolei empfunden haben.
Der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft und lächelnde Menschen bilden einen Trommelkreis, als man sich zu einem kleinen Fußballmatch mit den Einwohnern des sonderbaren Isny trifft. Um der Gastfreundlichkeit dieser Menschen etwas zurückzugeben, spielt man einfach richtig schlecht und wird zweiter Sieger und erster von hinten. Zur Abkühlung dient anschließend der nahe Bergsee: Wie Gott einen geschaffen hat und nur mit einem Lendenschurz bedeckt aalt sich die Lisbeth-Gang im kristallklaren Nass.
Um das Isnyer Publikum nicht zu verschrecken, zieht man sich auf dem Weg vom See in Richtung Konzertzelt doch noch schnell etwas an, spielt ein paar Gassenhauer und verlässt die Bühne. Tontechniker Javier der Barmherzige hat die eigentlich als „Rausschmeißer“ gedachte Playlist, welche nach dem Konzert laufen soll, dann aber leider mit so unglaublichen Hits gespickt, dass 98 Prozent der Isnyer einfach im Zelt bleiben und eine an Turn Up nur schwer zu überbietende Cumbiaparty entsteht. God bless Isny im Allgäu!
Zu Weinschorle und regionalen Häppchen sitzt man schließlich gemeinsam am Lagerfeuer, diskutiert über Gott und die Welt und vor allem über Heidi Klums bevorstehende Traumhochzeit, bevor auch dieser Tag irgendwann ein Ende findet.
Ach Isny, du wunderschönes Fleckchen Erde, bewahre dir deinen Charme, deine andalusischen Weinberge und deine Traumstrände, bevor Scharen von Club-Hotel-Touristen deine Pappelalleen vermüllen, weil sie dich Kleinod nicht zu schätzen wissen wie den Wert eines gottverdammten Monet-Gemäldes.