01.08.19
Es ist bereits August, als der Tross um das Kollektiv Von Wegen Lisbeth das Szene Open Air erreicht. Schon bald wird Meister Herbst das Laub mit seinem Pinsel bunt färben, doch an diesem sonnigen Donnerstag an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz ist von der launigen und stürmischen Jahreszeit nichts zu bemerken, stattdessen ballert die Sonne mit extremer Intensität direkt durch die Schädeldecke in die noch müden Gehirne des Lisbeth-Rudels. Mit einer professionell erstellten Powerpointpräsentation überzeugt Robert die Gang: Es muss gebadet werden, um das Unheil der Überhitzung abzuwenden. So packt man nur das Nötigste ein (Erdnussflips, Cola und die gesammelten Werke von Dostojewski) und begibt sich auf die Reise zum alten Rhein, wo es eine geheime Badestelle geben soll, so hatten es die Alten geflüstert.
Als man sich nach kilometerlangem Marsch sicher ist, sich verlaufen zu haben und niedergeschlagen den Rückweg antreten will, gelangt man an eine Wiese, auf der sich Eichhörnchen und Hardcorewiesel tummeln. Man fragt die knusprigen Tierchen höflich nach dem Weg und kommt so an besagte Badestelle, an der man sich mit einem Seil ins Wasser schwingen kann, auf der einen Seite des reißenden Flusslaufs die Königslande Österreichs, auf der anderen die Palmenhaine der angrenzenden Schweiz. Es wird ein fröhlicher Badeausflug voller eingedrehter Auerbachsalti, Kickflips und Varial Heelflips bis einige andere Badegäste dem Spektakel ein Ende setzen. Aus deren Boombox ertönt ein Song der verfeindeten Band Von Wegen Gießbeth, so dass die komplette Lisbethgang hastig ihre sieben Sachen packt und den Rückweg antritt. Fotograf Nils zeigt sich trotz der Eile noch tierlieb und schmuggelt ein paar rote Ameisen zurück in den Backstage, indem er ihnen an seinem Körper gütig Obdach gewährt – Ehrenmann.
Der Tag soll zu einem der sportlichsten im Leben des Lisbethkollektivs werden, so wird man später noch seine Künste im Bartischbockspringen unter Beweis stellen und zur ein oder anderen Flunkyballrunde antreten. Während Matze schon beim Biertragen leichte Ermüdungserscheinungen zeigt, läuft Nils sich im Pogokreis der Foals ein paar Runden warm, um anschließend in einem artistischen Foals-Turn-Up mehr Kalorien zu verbrennen als Stefan Effenberg in seiner gesamten Fußballkarriere. Natürlich hatten die fünf Lisbethrobbenbabies zu diesem Zeitpunkt auch schon ein deftiges Konzert in den Knochen, es durfte mal wieder gehörig geschunkelt werden, die Sektion „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ färbte das Festival in ein zünftiges Zinnoberrot und auch der Rest vom Fest zeigte sich in Feierlaune. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass Julian Schmölting sich den ganzen Tag sehr merkwürdig verhält. Mit mächtigen Abdeckungen auf den Ohren scheint er sich in einer Parallelwelt zu befinden, bekommt von Gesprächen der hiesigen Welt nur wenig mit und nuschelt ständig Dinge wie „muss Tor zum Upside Down öffnen“ oder „Bierball, Bierball“. Das komplette Lisbethteam verspricht, die Situation im Auge zu behalten und ärztlich prüfen zu lassen, ob der Bassist tatsächlich vom Mindflayer besessen ist. Eine Frage, die uns auf dieser Lisbethreise durch die Festivals der sieben Königslande von Westeros nun schon länger begleitet, ist die, ob der Hahn denn nun eigentlich schon wieder offen ist oder doch eher zu bleibt. Es gab innerhalb des Teams unzählige Diskussionen zu dieser Problemstellung, es wurde in staubigen Bibliotheken recherchiert und zwar richtig gutes Zeug gefunden aber keine Lösung auf die Frage des Hahns. Sowohl die Altmeister der Philosophie als auch die lyrischen Ergüsse des Kings konnten uns hier nicht weiter helfen, falls also jemand dazu etwas sagen kann oder jemanden kennt der jemanden kennt, so sind wir für Hilfe dankbar.