28.07.19
In einer eigens einberufenen Tourblogkonferenz wurde im Plenum Folgendes festgestellt: Der Tourblog als kulturelles Gut und dokumentarischer Bericht der Abenteuer der Musikgruppe „Von Wegen Lisbeth“ trägt eine gewisse Verantwortung gegenüber seiner Leserschaft, der er in der Vergangenheit in keiner Weise entsprochen hat. Stattdessen beschäftigte sich die literarische Gattung „Tourblog“ zu 84% mit den Themen „Alkoholismus“ (hiervon entfallen allein 64% auf Bier sowie 19% auf Perlwein), „monetärer Exzess“ und „Street Credibility“. Als Reaktion auf diesen Missstand wird der Tourblog des Ludwigsburgaufenthalts mit historisch wertvollen Fakten gespickt.
Als die Von-Wegen-Lisbeth-Entourage im ehrwürdigen Schloss von Ludwigsburg erscheint, staunt man nicht schlecht ob der Größe der hochherrschaftlichen Backstageräume, von denen der damalige König allein 80 sein Eigen nennen durfte. Als Matze einen Blick auf seine Apple Watch wirft, platzt es aus dem jungen Minnesänger heraus: „Es ist Sonntag, der Von-Wegen-Lisbeth-Unterwäschewechsel-Tag!“„Schon damals wurde Hygiene fast so groß geschrieben wie bei uns“, ergänzt Julian. „Da wurde zur Sicherheit dreimal am Tag die Unterwäsche gewechselt.“ Beschämt schaut der Rest der Crew auf den Boden. Dabei sind Roberts freshe, blaue Sneaker nicht zu übersehen. „Robert, du Feudel der Leidenschaft“, ruft Doz. „Warum hast du so sicke blaue Schuhe? Du hast doch nicht etwa mit dem König, dem alten Sexisten geschlafen? Dessen Maitressen haben nämlich nach dem Sex mit ihm blaue Schuhe getragen, damit er sich merken konnte, mit wem er schon im Bett war.“
 „Nope Bruder, das sind die  neuen Nike Air Duke Street 602xx in der Cristiano Ronaldo Edition.“  Robert zieht ein beleidigtes Gesicht. Für diese 299€-Investition hätte  er sich ein bisschen mehr Anerkennung gewünscht. Als die Band dann zum  lang geplanten Fotoshooting in den altehrwürdigen Schlossgarten  aufbrechen will, um ein paar Schnappschüsse mit Nelke, Aster und  Ringelblume für den neuen Von-Wegen-Lisbeth-Erotik-Kalender zu schießen,  herrscht eine merkwürdig gedrückte Stimmung. Irgendetwas ist falsch an  diesem Tag, da sind sich alle einig, es fühlt sich ungewohnt an, doch  lässt sich nicht in Worte fassen. „Du meinst, irgendetwas passt nicht  ins Gesamtbild, du weißt nur noch nicht, was es ist?“, fragt Doz in die  Runde (Wer das Drei-Fragezeichen-Zitat der richtigen Folge zuordnen  kann, bekommt irgendeinen Preis, ich weiß nur noch nicht, was es  ist).„Ich hab’s“, ruft Julian. „Für einen gelungenen Konzerttag auf  dieser Festivalrutsche fehlt so ein wunderschöner Landregen, ein  Gewitter oder wenigstens ein Hagelsturm, ich hab mich so dran  gewöhnt.“„Ich glaub’, ohne Regen treffe ich die Tasten überhaupt  nicht.“ Aus Roberts gerunzelter Stirn spricht ernsthafte Angst um seine  Performance.
 Geknickt und schweigend setzen die Jungs ihren Weg  durch das Anwesen fort. Julian, der Größte der Band misst zwar keine  2,11m wie der damalige Herzog von Ludwigsburg, dennoch erreicht den  Virtuosen des Schlagwerks auf Grund seiner Größe der plötzliche Tropfen  als erstes, der die Stimmung mit einem Mal hebt als läge sie auf einer  gottverdammten Hantelbank. Es dauert dann noch etwa 24 Sekunden, bis das  gesamte Schlossgelände in saftigem Regen versinkt, wie es bisher bei  jedem Konzert der Jungs der Fall war. Das Shooting fällt zwar dann  wetterbedingt ins Wasser, das Konzert wird jedoch in gewohnter  lisbeth’scher Regenwettermanier absolviert, der Turn Up der Massen lässt  sich von dem Guss jedoch nicht stoppen.
Lesen Sie morgen: Wird es auf diesem Festivaltrip noch ein regenfreies Konzert geben? Was hat es mit den mysteriösen Off-Days In Ludwigsburrg auf sich? Und mit welcher Twitter-DM hat Donald Trump versucht, seinen besten Freund Asap Rocky aus den fiesen Klauen des schwedischen Premierministers zu retten?
 
								


